Lakritzleckereien

Für manche Kunden ist das Lakritzkontor in der Obergrüne­walder Straße auch heute noch ein Geheim­tipp. Dabei hat Gründerin Sabine Pfaff am 19. März zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Von dem Erfolg des Konzepts war sie von Anfang an überzeugt. 

„Meine Freundin hat mir eine Lakritztorte zum Geburtstag geschenkt und hat den Laden erwähnt. Ich wusste überhaupt nicht, dass es so etwas in Wuppertal gibt.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich eine Kundin, die extra aus Barmen ins Luisenviertel gekommen ist, um sich eine große gemischte Tüte mit Lakritzspezialitäten zu kaufen. Dass es den Lakritzladen schon seit zehn Jahren gibt, kann sie kaum glauben. Doch eines ist sicher: Sie wird bestimmt bald wiederkommen. Genau wie viele andere Lakritzliebhaber aus der Region, die Susanne Pfaff über die Jahre mit ihrem außergewöhnlichen Sortiment begeistern konnte.

Ein Großteil ihrer weit über einhundert Sorten stammt aus den skandinavischen Ländern, einige sind aus den Niederlanden. Eine ganz besondere Schokoladen-Lakritz-Kreation mit intensivem Geschmack bezieht sie von einer kleinen Manufaktur in Norddeutschland. „Das schmeckt super zu einem Espresso oder auch zu einem schönen Glas Wein“, so Pfaff.

Freude am Experimentieren
Ihre Begeisterung für das schwarze Gold der Süßholzwurzel kommt nicht von ungefähr: „Meine Oma hat mich als Kind mit Lakritz gefüttert“, erinnert sich die gebürtige Wuppertalerin. Damals, so Susanne Pfaff, hatte ihre Großmutter ihr immer Katjes-Kätzchen gegeben, die sie allerdings nicht kauen, sondern nur lutschen durfte. Die Oma, die selbst einen kleinen Tante-Emma-Laden in Unterbarmen besaß, wollte dadurch wohl die Zähne der Enkelin schützen. Außerdem machte die junge Susanne regelmäßig Ausflüge zum Werksverkauf von Haribo nach Solingen.

Heute findet man im Lakritzkontor keine Produkte des Bonner Süßwarenriesen mehr. „Da wird zu wenig experimentiert“, findet Pfaff. Dafür stehen in den Regalen jede Menge exotisch klingende Varianten wie Toffee-
Salz-Lakritz, Johannisbeer-Weingummi-Lakritz oder Blaubeer-Lakritz mit saurer Füllung. Auch das beliebte und besonders salzige DZ-Lakritz (Dubbel Zout) findet sich im Sortiment. Grundsätzlich gilt: Verkauft wird, was der Besitzerin und natürlich den Kunden schmeckt. In ganz besonderen Fällen, wenn eine bestimmte Sorte zum Beispiel immer wieder nachgefragt wird, obwohl sie nicht dem persönlichen Geschmack von Susanne Pfaff entspricht, nimmt sie auch diese ins Programm auf. So geschehen mit einer schwarz-weißen Pfefferminz-Lakritz-Variante. „Die mag ich wirklich überhaupt nicht“, sagt Pfaff.

Aufgrund der Größe des Ladens – die Verkaufsfläche misst gerade einmal neun Quadratmeter, insgesamt sind es zwanzig – sind natürlich auch dem Verkaufsangebot Grenzen gesetzt. Für den selbstgemachten Lakritzlikör mit dem Namen „Schwatter Pfaff“ ist aber immer ein Plätzchen reserviert. Die Idee zur Gründung kam Susanne Pfaff bei einem Besuch ihrer Schwester in Berlin. Dort entdeckte sie einen kleinen Laden für Lakritzspezialitäten, so etwas hatte sie zuvor nicht gesehen. „Ich wollte schon immer ein eigenes Geschäft aufmachen, wusste aber lange nicht, was genau“, erzählt die Lakritz­expertin. Anfangs hatte sie auch mit dem Gedanken gespielt, einen Käseladen zu eröffnen. Das einzige Problem: „Was ist, wenn es nicht läuft? Dann wird die ganze Ware schlecht. Lakritz dagegen hält sich ewig.“

Der genaue Standort hingegen stand von Anfang an fest. Es musste unbedingt das Wuppertaler Luisenviertel sein. „Es wäre ja komplett verrückt, woanders hinzugehen“, sagt Sabine Pfaff heute. Das zehnjährige Jubiläum hatte man ohne großes Tamtam begangen. Dafür gab es schlicht zu viel Trubel im privaten Bereich. Aus diesem Grund ist das Lakritzkontor auch nur an drei Tagen in der Woche geöffnet, dann aber verlässlich. „Wir sind hier ja auch nur zu zweit“, so Pfaff. Als Unterstützung hat sie sich vor zwei Jahren Tim Kuklinski geholt. „Tim macht einen super Job, ich bin total froh, dass er mir im Laden hilft.“ Für alle Kunden, die sich trotz allem nicht für die vielfältige Welt des Lakritz begeistern können, hat Susanne Pfaff sogar eine kleine Auswahl an Weingummi im Holzregal stehen.