Gründerstimmung

Der ehrenamtlich geführte BürgerBahnhof in Vohwinkel ist ein guter Ort, um Ideen zu verwirklichen. Im Sommer 2014 hat hier auch die Kunst ein Zuhause gefunden – in der KunstStation.

Beim Eintritt in die riesige Empfangshalle hat man den Eindruck, eine Kathedrale zu betreten. Die Zeit scheint hier stehenge­blieben zu sein. Das hohe Tonnengewölbe und die damit einhergehende Akustik erinnert an sakrale Räume. Auf der rechten Seite befindet sich der Eingang zur KunstStation. Im Innern: hohe weiße Wände. Eine stählerne Wendeltreppe und ein alter, gelber Gepäckwagen im Ausstellungs­raum nebenan. Es riecht nach Aufbruch.

Engagement für die Kunst

Mehrere Monate lang haben Tine und ihr Mann, der Bildhauer Eckehard Lowisch, den Projektraum im BürgerBahnhof Vohwinkel auf Vordermann gebracht. Das Wuppertaler Unternehmen Schade und Sohn hatte das nötige Baumaterial gesponsert. Die erste Ausstellung mit Skulpturen und Zeichnungen von Eckehard Lowisch war ein voller Erfolg. Jetzt geht das Projekt KunstStation in die nächste Runde. „Vohwinkel blüht auf“, ist sich Projektleiterin Tine Lowisch sicher. Der Bahnhof Vohwinkel hatte Anfang des 20. Jahrhunderts Leben in den Stadtteil gebracht. Zeitweise war er sogar der wichtigste Eisenbahnknoten Wuppertals. Jetzt wird er mit Kultur gefüllt.

Früher haben Reisende in den Räumen der jetzigen KunstStation ihr Gepäck aufgegeben. Über einen langen unterirdischen Zugang wurden die Koffer dann zum Gleis transpor­tiert. Heute warten die rohen Wände auf Kunstwerke und Besucher. „Wir sind keine Galerie. Wir sehen uns als Kontaktstelle zwischen Künstler und Publikum. Hier geht es nicht ums Verkaufen“, so Tine Lowisch. Ein Bahnhof als Ort der Kunstbetrachtung? Das Konzept scheint aufzugehen. Die Reaktionen, nicht nur aus dem Stadtteil, sind durchweg positiv.

Raum für Neues

„Wir freuen uns über jeden, der neue Ideen mitbringt“, sagt Uli Kopka, Initiator des BürgerBahnhofs. „Insgesamt 15 aktive Bürgerinnen und Bürger bringen sich hier mitt­lerweile ein. Jeder realisiert seine Projekte eigenverantwortlich.“

In den sieben Jahren seit der Gründung gab es mehr als 300 Veranstaltungen, die allesamt ehrenamtlich verwirklicht wurden. Darunter zahlreiche Konzerte und andere Live-Veranstaltungen. Ein absolutes Highlight für Kopka war der Auftritt der Jazzmusikerin Carmen Souza, die im Juni 2014 zusammen mit Theo Pascal ein intimes Konzert gegeben hatte. Die Sängerin ist für gewöhnlich auf den großen internationalen Jazz- und Weltmusikfestivals zu Hause. Ihren Zwischen­­stopp in Vohwinkel hatte Uli Kopka persönlich in die Hand genommen und sich damit auch ein bisschen selbst beschenkt. „Das war leichter als gedacht. Sie hat sofort zugesagt“, sagt er.

In der KunstStation herrscht derweil Aufbruchstimmung. Im März wird es eine Ausstellung von Professor Heinrich Weid geben. Er ist Konzeptkünstler mit den Schwer­punk­ten Installation und spartenübergreifende Gestaltung. An der Bergischen Universität Wuppertal lehrt er im Fachbereich Architektur. Unter dem bizarren Titel „Museum für Auto-Kolonialisierung“ wird er die Räume der KunstStation in ein fiktives Museum verwan­deln. Das Auto als Naturphänomen mit kulturellem Wert – präsentiert mit einem Augenzwinkern. Ausstellungseröffnung ist am 17. April um 19 Uhr. „Für alles Weitere gibt es noch keinen konkreten Zeitplan“, so Tine Lowisch, „Die KunstStation steht ja auch gerade erst am Anfang.“ Die gelernte Medienwissenschaftlerin ist aber zuversichtlich, dass hier etwas ganz Besonderes entsteht. So gäbe es bereits jetzt zahlreiche Anfragen von Künstlern, die die neuen Räume im Bahnhof mit ihren Werken zum Leben erwecken wollen.

Vohwinkel und Florenz

Aber nicht nur innerhalb der KunstStation regt sich was. Auch der Bahnhofsvorplatz soll demnächst zum Kunstraum werden. Lowisch will die Torbögen mit großen Skulpturen bestücken. „Die Raumaufteilung hier auf dem Platz erinnert mich an den Piazza della Signoria in Florenz“, so der Bildhauer. Die Weichen dafür sind bereits gestellt, noch in diesem Jahr könnte sein Projekt in die Tat umgesetzt werden.