Remix

Freie Szene oder Hochkultur, jung oder alt, experimentell oder etabliert – für Maik Ollhoff sind diese Schubladen irrelevant. Er bemüht sich seit seiner Jugend um eine Kultur ohne Berührungsängste. Als künst­lerischer Leiter der Klangart im Skulpturenpark Waldfrieden führt er diesen Ansatz weiter.

Maik Ollhoff bespielt scheinbar mühelos beide Seiten des Kunst- und Kulturbetriebs. Er ist sowohl aktiver Musiker als auch Organisator. Seit Kurzem ist er als künstlerischer Leiter für die Konzertreihe Klangart im Skulpturenpark Waldfrieden verantwortlich, als Nachfolger des großen Dieter Fränzel, der die Reihe vor acht Jahren ins Leben gerufen hat. Die beiden eint eine Lust am Ausprobieren und die Suche nach neuen Verbindungen in der Musik. „Der Altersunterschied spielt bei unserer Zusammenarbeit absolut keine Rolle“, sagt Maik Ollhoff. Mit seinen 34 Jahren kann er heute auf eine rege Aktivi­tät in der hiesigen Kulturszene zurückblicken. Eine der wohl bekanntesten Erfindungen aus dem Hause Ollhoff ist die Reihe Sommer­loch, die erstmals 2010 für lange Warteschlangen vor der Villa mit der Hausnummer 107 in der Friedrich-Ebert-Straße sorgte. Seit dem ist man mit der Veranstaltung mehr­­fach umgezogen. Ein Ableger der Reihe ist das sogenannte Loch im ehemaligen Bücherschiff in der Bergstraße. Nach einer mehrmonatigen Pause wird es dort schon bald weitergehen. Die Vorbereitungen laufen bereits, verrät Ollhoff, der sich mit der Veranstaltungsreihe in einer Wuppertaler Tradition verhaftet sieht: „Die alte Börse, die Beatbox, Kowalds Ort oder die Fluxusbewegung – das waren alles offene Konzepte mit einem experimentellen und künstlerischen Ansatz. Das fand ich schon immer spannend.“

Gucken, was passiert

Der Wechsel von der komplett freien Arbeit zur Betreuung einer etablierten Veranstaltung war für Ollhoff keine große Sache: „Die Frage ist doch, wo die freie Szene anfängt und wo sie aufhört. Ich mache da keinen Unterschied, weil es keine konkrete Grenzen gibt“, so Maik Ollhoff. „Klangart ist für mich auch ein Teil der freien Szene, hier treten auch freie Künstler auf.“ Gerade in Wuppertal sei die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung aller Akteure eher Standard als Ausnahme. Die Grenzen verwischten, wenn sie denn überhaupt vorhanden seien. Und das sei gerade vor dem Hintergrund finanzieller Kürzungen oft überlebenswichtig. Wuppertal profitiere letztlich von einer regen Szene: „Ich glaube, man kann sich hier ein einzigartiges Profil aufbauen, was so besonders ist, dass es so etwas nicht mal in Köln oder woanders gibt.“ Diese Chance solle man sich nicht entgehen lassen – auch aus Stadtentwicklungssicht. „Man muss verstehen, dass Kultur nicht nur Oper, Theater oder Schauspiel bedeutet. Ich meine, warum geht man mit Schülern nicht mal zu einem normalen Rockkonzert? Warum muss es immer die Hochkultur sein?“

Die Arbeit hinter den Kulissen – gerade bei Veranstaltungen, die zeitlich begrenzt sind – ist nicht nur extrem anstrengend, sondern bringt auch eine große Verantwortung mit sich. Doch davon lässt sich Maik Ollhoff nicht aus dem meist wohlüberlegten Konzept bringen. Seine Devise lautet seit seinen Anfangstagen: „Lass uns das doch mal ausprobieren, mal gucken, was passiert.“ Schließlich, so Ollhoff, sei er ebenfalls ein Künstler, da gehören Experimente zum Handwerk. Seine erste eigenständig organisierte Veranstaltung war eine Jazzreihe in seiner Heimatstadt Gevelsberg, erinnert er sich. „Die Session gibt es heute immer noch, sogar am selben Ort. Ich leite das nicht mehr, aber es macht einen schon stolz.“ Von da an organisierte er immer wieder Events, die besonders durch eine einzigartige Mischung von Party, Kunst und Musik aus dem Rahmen fielen.

Überregionales Publikum

Was die Klangart angeht, so verfolgt Ollhoff zwar keine konkreten Pläne, die erfolgreiche Reihe umzuformen, seine eigene Handschrift will er dennoch hinterlassen: „Es gibt ja ein Konzept, das kann ich komplett nachvollziehen. Dieter und ich haben einen sehr ähnlichen Geschmack. Wir besuchen seit Jahren zusammen Konzerte. Ich habe vielleicht noch ein paar andere Sachen auf dem Schirm. Das wird natürlich da mit hineinspielen.“ Diese Suche nach neuen musikalischen Einflüssen – vor allem aus dem elektronischen Bereich – gehört aber seit jeher zum Konzept der Klangart, die genau mit dieser Experimentierfreude jedes Jahr ein überregionales Publikum begeistert.

Was bleibt, ist der vermeintliche Spagat zwischen einem experimentierfreudigem Pro­gramm, das neue Anreize schafft, und dem Erfolg in Form von zahlenden Besuchern. Es scheint allerdings in Wuppertal keinen besseren Ort für dieses Wagnis zu geben als den Skulpturenpark Waldfrieden, der durch seine Eigenschaft als prestigeträchtiger „Kunst-Ort“ genau diesen Anspruch bereits in sich trägt. Maik Ollhoff: „Es gibt natürlich Künstler, zum Beispiel Matthias Schriffl, die immer auch ein Experiment sind. Aber die Leute kommen ja hier­hin, weil sie neugierig sind.“